Work & Travel in Italia
Arbeiten im Rhythmus des Südens
Jahrelang dreht sich alles um die Kinder: Schule, Hobbys, Arzttermine, Taxidienste, Lernstrategien und unzählige Stunden an Fußballfeldern oder in Wartezimmern. Und plötzlich – ist alles vorbei. Die Kinder sind groß, ziehen aus und leben ihr eigenes Leben.
Was also tun, wenn das Haus leer wird? Wohin mit der freien Zeit, den stillen Tagen und der plötzlichen Ruhe?
Was tun mit dem Ehemann, der jahrelang vor allem „Papa“ war, oder mit der Frau, die zur „Muddi“ geworden ist? Fragen, die viele Empty Nester beschäftigen – nicht nur uns.
Natürlich gibt es Paare, die sich längst auf die Zeit „danach“ gefreut haben. Die, die sagen: Wir haben uns nie verloren. Aber Hand aufs Herz – ganz frei davon ist wohl niemand, oder?
Wir jedenfalls sind momentan (zum Glück nur temporär) Empty Nester auf Probe. In zwei Jahren, wenn auch das jüngste Kind flügge wird, wird es ernst. Und ehrlich gesagt: Der Gedanke fühlt sich erst einmal seltsam an.
Deshalb haben wir beschlossen, diese Übergangszeit bewusst zu nutzen – dem grauen Winter und dem stillen Haus zu entfliehen und den Süden zu erleben. Als Workation. Mit Arbeit, Dorfleben und Sonne satt. Denn richtig langfristig geht das erst, wenn keiner mehr zur Schule muss.
Workation Quick-Tip
- Achte bei der Wahl deiner Unterkunft auf gutes WLAN, stabiles Mobilnetz und eine gut ausgestattete Küche.
- Nimm zur Sicherheit einen eigenen SIM-Router mit – falls der Hausanschluss schwächelt. Gutes WLAN ist schließlich Auslegungssache 😉
- Miete oder nimm ein Bike mit. So musst du nicht für jeden Ausflug ins Auto steigen. Feierabend in Italien heißt nämlich: ein Spritz im Sonnenuntergang oder auf der Piazza. Da ist es eindeutig besser, zu radeln – Promillegrenzen gibt es schließlich auch dort.

Achte auf ein Haus mit einem Arbeitsplatz. In der warmen Jahreszeit auch gerne draußen. Denn auf einer schönen Dachterrasse lässt es sich viel besser Arbeiten.

Ob zuhause oder in der Ferne: Sport am Morgen ist der beste Start in den Tag. Besonders dann, wenn man einen grandiosen Ausblick hat!
Die Vorbereitung
Man kann sich jahrelang auf so eine „Auszeit“ vorbereiten – oder einfach spontan die Sachen packen und losfahren. Beides funktioniert.
Entscheidend ist der Zeitpunkt. Wer in den Ferien reist, findet seltener gute Langzeitunterkünfte – vieles ist ausgebucht, die Preise oft doppelt so hoch. Besser also: außerhalb der Schulferien fahren – und auch die lokalen Ferien vor Ort checken.
Unterkünfte findest du über gängige Ferienhausportale. Viele bieten in der Nebensaison Langzeitmieten an. Auch lokale Plattformen oder Immobilienbüros sind oft lohnend. Manchmal entdeckt man über Google Maps sogar kleine Geheimtipps – Ferienhäuser, die sonst nirgends gelistet sind. Aber Vorsicht: Nicht alle Anbieter sind seriös. Ein Blick ins Impressum oder in Bewertungen ist Pflicht. Ich persönlich suche immer zuerst den Ort aus, an dem ich wohnen möchte, und scanne dann die Karte nach passenden Einträgen. So habe ich schon einige echte Perlen gefunden.
Wenn du fündig geworden bist, prüfe die Ausstattung genau. Stehen keine Details da, ist Vorsicht angesagt. Wichtig sind Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und Ausflugsziele in der Nähe. Tägliche Fahrten zum Bäcker können auf Dauer nervig werden – es sei denn, du suchst bewusst die Einsamkeit.
Im Haus selber spart eine gut ausgestattete Küche Zeit und Geld und ein stabiler Internetanschluss schont die Nerven. Schließlich will man in der Freizeit etwas erleben, nicht Überstunden schieben.
Ein schöner Arbeitsplatz macht hingegen den Alltag angenehmer, deshalb schau ob du eine schöne Terasse hast oder ein Platz mit Aussicht. Auch ein Fleckechen für Sport und am Abend ein gemütliches Sofa oder eine Kuschelecke, z. B. unter freiem Himmel, sind ein kleiner aber wichtiger Luxus.
Ein must have hingegen ist ein vernünftiges Bett. Das lässt sich nicht immer 100% voraussehen, daher frage lieber nach oder checke die Bewertungen gezielt auf diesen Punkt, denn ohne guten Schlaf, macht Arbeiten nirgendwo Spaß. Auch ein Parkplatz, besonders in Stadtgebieten oder in Dorflage ist wichtig. Prüfe auch das.
Wer abseits wohnen oder im Camper leben möchte, sollte über einen eigenen SIM-Router oder Satellitenzugang nachdenken. Das spart Stress und macht unabhängig von Hotspots oder Coworking-Spaces.
Apropos Coworking: In vielen Ländern gibt es tolle Coworking-Spaces – vom modernen Office an der Atlantikküste bis zum Co-Living am Mittelmeer. Einfach googeln, was es in der Nähe deines Zielorts gibt. Oft freut man sich dort über neue Gesichter.
Wenn alles organisiert ist, oder einfach nur der Plan steht, kann es losgehen. Wichtig ist nur: Nimm mit, was du für deinen Arbeitstag brauchst. Gute Versicherungen (Krankheit, Diebstahl etc.) sind dabei Pflicht, ein paar Jobs im Gepäck nützlich aber nicht immer zwingend von anfang an erforderlich – naja und dann: nix wie los!
Leben vor Ort
Wo auch immer du landest, passe dich dem Rhythmus des Ortes an. „When in Rome, do as the Romans do!“ . Dieser Satz bewährt sich immer wieder. Du wirst überrascht sein, wie schnell du Kontakte knüpfst, wenn du dich auf die Menschen einlässt.
Ich persönlich meide daher auch sogenannte ”Gated Communities” und geklüngel unter Expats. Dafür bin ich ja nicht unterwegs. Mein Motto lautet: Raus ins Leben, rein ins Getümmel. So entstehen die schönsten Erinnerungen.
Im Süden Europas heißt das: früh starten, mittags Siesta (am besten in einer Bar am Meer mit einem Sprung ins Wasser danach) und abends rechtzeitig Schluss machen um den Sonnenuntergang zu genießen. So leben die Einheimischen und das ist wahre Lebensqualität.
Am Wochenende stehen Ausflüge an: Picknick, Marktbesuche, Wandern, Faulenzen am Strand. Und natürlich: Sport! Kaum ein Land ist so fahrradverrückt wie Italien, so sportlich wie Frankreich oder so fußballversessen wie Spanien. Vielerorts wird abends im Sonnenuntergang auch an den Stränden Volleyball, Basketball oder Fußball gespielt. Oder geturnt, geschwommen, gesurft, gepaddelt. Es wird geklettert oder gespielt. Manche Regionen haben ihre eigene Ballsportart entwickelt, z. B. Pelota, Boccia, Boule, Billard, Tischkicker im Freien oder Schach, Tanz und Fitness auf den öffentlichen Plätzen. Abends ist in den meisten Dörfern und Orten eigentlich immer etwas los und es lohnt sich immer, diese Orte zu finden. Allerdings ist das natürlich immer auch ein wenig von der Jahreszeit und vom Wetter abhängig, denn im Winter ist es beispielsweise überall meist etwas ruhiger …
Also – egal, was du tust, es wird sicherlich ein tolles Erlebnis werden. Arbeiten in einer anderen Stadt, an einem anderen Ort, einem anderen Land und mit anderen Menschen ist immer ein Erlebnis und die perfekte Möglichkeit, einfach mal aus dem Alltag auszubrechen.
Du wirst sehen, du nimmst sehr viel Energie mit zurück, und auch deine Arbeit profitiert meist in dieser Zeit von deinem neuen Elan. Also nimm dir die Auszeit und versuche es einfach!

Wenn die Kirchenglocke läutet ist es Zeit für eine kurze Mittagspause und eine Runde durch die schönen Gässchen von Gagliano del Capo.

So kann „Feierabend“ aussehen! Im goldenen Abendlicht bleibt immer noch genügend Zeit auf eine Runde entlang der Küste!
Fazit
Hab keine Angst vor Veränderung, vor fehlender Infrastruktur oder Sprachbarrieren. Alles lässt sich lernen – und die meisten Menschen sind herzlich und hilfsbereit, auch wenn man ihre Sprache nicht spricht.
Und mal ehrlich: Es kann kaum schlechter laufen als daheim. Schon hinter der ersten Grenze funktioniert meist das Mobilnetz stabiler, Dinge sind leichter zu bekommen und Lösungen schneller gefunden. Kein Scherz, ist wirklich so.
Wenn du also die Chance hast, einmal auszubrechen, dann tu es! Du wirst es garantiert nicht bereuen.